Revolution in Aichau

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Es reicht! So die Reaktion vieler einheimischer Bewohner in den letzten Tagen des Februar. Gemeinsam vertrieben sie den bisherigen Herrscher in sein im westlichen Teil des Dorfes gelegenes Exil. Hatte der populistische Herrscher als Quereinsteiger die bestmögliche Unterstützung seines Volkes genossen, so stellte sich alsbald heraus, mit welch üblen Tricks er klammheimlich die Diktatur im Lande durchsetzen wollte. Mit ständigem Verweis auf mögliche Eindringlinge empfahl er sogenannte Sicherheitspakete, die letztlich zur kompletten Übernahme der Medien führten. Die Kommunikation zur Außenwelt erfolgte durch Okkupation der Fernmeldezentrale ausschließlich unter seiner Kontrolle. Bald wurden sogenannte Aichau-Trojaner in Auftrag gegeben. Die Postenbesetzungen durch eigene Gefolgsleute wurden zur geübten Praxis. So ernannte er seine Gattin alsbald zur Chefin des staatlichen Medienkonzerns, der Aichau Zeitung. Der Boulevard wurde mit Hilfe teurer Anzeigenpakete unter Kontrolle gebracht. Das war dem Volk, welches sich nicht beirren ließ, letztlich zu viel geworden.

Mit Heugabeln und Kettensägen ausgestattet vertrieben sie den Herrscher von seinem Thron und setzten alsbald einen aus uraltem Aichauer Adel stammenden und an der Ersten Adresse des Staates logierenden, traditionsbewussten Genussmittel Produzenten als neuen Machthaber ein. Einen Machthaber, aus dessen Dynastie schon so manche blaublütige Prinzessin hervorging. Bedenken, die unter vorgehaltener Hand kursieren, sind, dass hier exzessive Ämter-Kumulierung im Stile bekannter Politiker stattfände, ist er doch auch gleichzeitig Chef der heimischen Entsorgungsbetriebe. Diese Besorgnis wurde dahingehend ausgeräumt, als die Wettbewerbs Behörde mit dem Fall beauftragt wurde. Handelt es sich doch in diesem Fall um ein lückenloses Monopol der menschlichen Grundbedürfnisse: Nahrungsaufnahme – als auch deren Gegenteil!

Es lebe der neue Herrscher Andreas I und seine „First Lady“ Christine!!! Vivat! Vivat!
Als Prestigeprojekt hat er sich die Modernisierung des Glockengeläuts der heimischen Kathedrale auf die Fahnen geheftet. Die bisherigen Glöckner nähern sich dem wohlverdienten Ruhestand und mit dem Nachwuchs steht es nicht zum Besten. So sollen auch in Aichau die Glocken förmlich von selbst erklingen und – wer weiß – vielleicht hört man in Zukunft den Aichauer Dorfmeister ähnlich dem Muezzin rufen: „Alexa, läute die Mittagsglocken!“

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Andrea & Robert Jiranek

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