Anno 1913 – Schweres Oktobergewitter

Böhmerwald Volksbote, 25. Oktober 1913

Schweres Oktobergewitter. Pöggstall, 16 Oktober.

Vorgestern nachmittags ging über Seiterndorf ein schweres Gewitter nieder. Die Wirtschaftsbesitzer Josef Kugler und Leopold Straßer, die sich gerade auf freiem Felde befanden, flüchteten unter einen Birnbaum. Plötzlich schlug der Blitz in den Baum und sowohl Kugler als auch Straßer, die Schwäger waren, stürzten tot zu Boden. Das Leichenbegängnis der auf so tragische Weise aus dem Leben Geschiedenen fand heute in Pöbring in feierlicher Weise unter zahlreicher Beteiligung der Bevölkerung aus Seiterndorf und Umgebung statt. Kugler hatte erst im März eine Witwe geheiratet, deren erster Mann auch vom Blitz erschlagen wurde.

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Andrea & Robert Jiranek

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  1. Matricularius

    Kugler heiratete am 21.1.1913 die Witwe des Leopold Loidolt, der am 15. August 1911 im Alter von 49 Jahren ebenfalls durch einen Blitzschlag zu Tode kam. Kugler war seit 1908 verwitwet, kam aus Fritzelsdorf und war bei der Hochzeit schon 55 Jahre alt, seine Frau 47. Die Heirat erfolgte daher nicht so rasch wie sonst üblich, weil ja schon erwachsene Kinder da waren.
    Josef Kugler hatte gemäß den Matriken ein sehr bewegtes Leben hinter sich. Er wurde als lediges Kind der Cäcilia Legat am 15.2.1857 in Voitsau, Pfarre Purk geboren. Sein Vater Florian Kugler, Bauer aus Seiterndorf legitimierte ihn als seinen Sohn und heiratete die Mutter am 11.Oktober 1858 auf das Haus Voitsau Nr. 9.
    Am 31.Mai 1887 war er in Leiben Nr. 10 in Diensten und heiratete die 52-jährige Witwe nach Franz Floh, Anna Floh, eine eheliche Tochter des Johann Hofbauer aus Nieder-Neustift, Pfarre Rosenau. Trauzeuge war ein gewisser Johann Strasser, Hausbesitzer in Seiterndorf. Diese Anna Kugler starb am 17.11.1908 in Fritzelsdorf 26.
    Die beiden Blitzopfer waren 57 und 59 Jahre alt und sind in der zuständigen Pfarre Weiten am dortigen Friedhof begraben worden. Das zugehörige Leichenbegängnis einschließlich Requiem und Leichenschmaus dürfte daher auch dort stattgefunden haben. Die jeweiligen Pfarrer waren schon sehr bedacht, dass keines ihrer Schäflein in fremdem Gottesacker ruhen musste und gar die jährliche Seelenmesse entfleuchte.
    Das Leichenbegängnis in Pöbring dürfte also journalistische Erfindung sein.

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