Die Geschichte der Elsa Plainacher

Dieses Jahr (2017) ist ja geprägt durch die in Pöggstall stattfindende Landesausstellung mit dem Thema „Alles was Recht ist“. Diesem Thema wollen wir uns auch auf unserer Webseite annehmen und werden daher den einen oder anderen Beitrag bringen.

Wir besuchten am Donnerstag, den 23. Februar 2017 in Emmersdorf einen Vortrag des kath. Bildungs- und Heimatwerkes über die Urteilsfindung im Mittelalter, welcher von dem Historiker Dr. Gerhard Floßmann präsentiert wurde. Auch die Geschichte der in unserem Bezirk lebenden Elsa Plainacher, welche als Hexe angeklagt und schließlich im September 1583 unter großer Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit in Wien hingerichtet wurde, ist dabei zur Sprache gekommen. Wir haben hier zusätzlich noch etwas recherchiert.  

Elsa Plainacher wurde ca. 1513 als Elisabeth Holtzgassner in Pielamund bei Melk geboren. Also dort wo die Pielach in die Donau mündet. Gleich neben der heute dort befindlichen Melker Donaubrücke. Sie war drei Mal verheiratet. Aus ihrer zweiten Ehe entstammen die beiden Kinder Achatius und Margaret. Margaret heiratete Georg Schlutterbauer, bekam kurz hintereinander drei Kinder und nach weiteren zehn Jahren noch eine Tochter namens Anna, bei deren Geburt sie starb. Vor ihrem Tod hatte sie ihrer Mutter das Versprechen abgenommen, sich um die jüngste Tochter zu kümmern, wohl nicht zuletzt deswegen, weil ihr Mann ein gewalttätiger Trinker war. Elsa nahm also ihre jüngste Enkeltochter zu sich und während die anderen Kinder kurz hintereinander verstarben wuchs Anna zu einem jungen Mädchen heran.

Mit etwa 15 Jahren erlitt Anna Anfälle (aus heutiger Sicht vermutlich Epilepsie, aus damaliger Sicht jedoch war sie „vom Teufel besessen“), wurde mehrmals exorziert und schließlich zu Beginn des Jahres 1583 nach Wien gebracht.

Verbrennung der letzten "Hexe"Rasch hatte der Bischof den Teufel als Schuldigen ausgemacht, unterstrichen von den Aussagen ihrer Enkeltochter Anna und den Anschuldigungen durch Elsa Plainachers Schwiegersohn, der seine Schwiegermutter der Hexerei bezichtigte. Elsa wurde festgenommen und nach Wien gebracht, wo der Stadtrichter zunächst für eine Unterbringung im Bürgerspital plädierte, da sie einen „schwachen Verstand“ habe. Dann erhielt er jedoch den Auftrag eine „peinliche“ Vernehmung durchzuführen, denn sie hätte nicht nur ihre Enkelin verhext sondern auch einen ihrer Männer sowie ein Kind ermordet.

Aus dem ersten Verhörprotokoll vor dem Stadtrichter, bei dem sie „gerekt“, also an rückwärts gebundenen Händen aufgezogen und an den Füssen mit schweren Steinen behangen wurde:

„Hierüber ist sie Elss ainmahl mit einem Staine und zum andern mit zwayen Steinen aufgezogen vnd gereckht worden, so verharrt sie allerdings bei ihren verneinen, dass sie aber der Anndl khain Glass auf der stölllen darinnen Fliegen, vnnd böse Geister gewest sein sollten, nicht gezaigt auch ihr Leben lanng mit dem Teufel nichts zue thuen gehabt.“
Mehrmals wurde sie der Folter unterzogen und gestand schlussendlich, sich für Geld dem Teufel verschrieben und ihm die Seele ihrer Enkelin verkauft zu haben.

Aus dem Referat des Stadtrichters mit seinem Urteil:

„Vnnd nachdem sie Elss ihrer leiblichen Tochter Khinndt mit Nahmen Anna nach der Mutter Absterben zue sich inn ihr Zucht genommen, hab der Teuffel sie Elssen mehrmahlen zu besuchen nit abgelassen, vnnd wann der also zu ihr khommen, hab er sich inn gestalt aines Khneulgarn inn ihr Khammer auf die Truchen gestellt, vnnd vonn ihr die Annam alss ihr Elsen leibliche Anndl gebgehrt, die hab sie ihm mit Leib vnnd Seel zue üebergeben zuegesagt.“
„Auf solche ihr geleistete Bekhanndtnuss wolle sie Elss gern sterben, vnnd Gott vmb Verzeihung bitten.
Darumben gesagt Montags den 9. September Anno 1583
Die Thätterinn solle ann die gewohnliche Richtstadt auf die Gannsswayd geschlapfft werden, folgendts daselbst lebendig mit dem Feuer zu Pulver gebranndt.“

Am 27. September 1583 wurde die damals 70 jährige Verurteilte auf ein Brett gebunden und von einem Pferd auf die Gänseweide, die heutige Weißgerberlände, geschleift. Dort fand sie ihren Tod auf dem Scheiterhaufen, die Asche wurde in die Donau gestreut.

Ihre Enkelin Anna wurde von Gönnern in das Barbarastift für weltliche Damen gegeben, welches sich in Wien 1., Postgasse befand. Ihr weiteres Leben verliert sich im Dunkel der Geschichte.

In Österreich wurden zwischen 1485 und 1740 etwa 5000 Frauen als Hexen verurteilt.

Quellen:
„Wiener-Skizzen aus dem Mittelalter“, J.E. Schlager
Wikipedia: Elisabeth Plainacher
Gedächtnis des Landes: Elsa Plainacher.
Ein teuflisch Werk: die Torturen der Hexe von Wien: Folterprotokoll 1583, Freya Verlag, Unterweitersdorf 1998, ISBN 3-901279-68-7.

Andrea & Robert Jiranek

Andrea & Robert Jiranek

Schreibe einen Kommentar