Reisen wie anno dazumal

An einem schönen Frühlingstag – es war ein Samstag – machte ich einen Ausflug ins südliche Waldviertel. Ich wanderte die ehemalige Poststraße von Pöggstall kommend entlang, kreuzte das schöne Schwarzaubachtal mit seiner pittoresken „römischen“ Brücke, dann hinan den Berg bis zum Waldrand. Dort sah ich ein Schild mit der Aufschrift: Leiben- Weitenegg Bhf. Schon etwas müde geworden, erschien mir dies sehr verlockend. Ich passierte beim sogenannten Scheibenspitz nahe der Ortschaft Aichau die Landesstraße, wo ich eine Autobushaltestelle erblickte. Froh über diese Möglichkeit die vor mir liegende Strecke abzukürzen, studierte ich den Fahrplan. Zu meinem Entsetzen stellte ich fest, dass der nächste Bus nach Leiben und von dort weiter nach Pöggstall erst in zwei Tagen ging. Das nah gelegene Aichau bot zwar zwei großartige Beherbergungsbetriebe, jedoch erwartete mein Arbeitgeber mich schon am Montag morgens. So beschloss ich zähneknirschend, mich trotz meiner Müdigkeit auf den Weg nach Weitenegg zu machen. In Leiben stieß ich – Heureka! – auf eine Bushaltestelle Richtung Melk! Die Anschlagtafel des „Verkehrsverbundes Ost-Region“ holte mich rasch auf den Boden der Tatsachen zurück: der nächste Bus nach Melk wäre auch erst zwei Tage später um 4:30 Uhr gegangen! Erschöpft erreichte ich nach einer weiteren halben Stunde zu Fuß den Bahnhof Weitenegg. Der von Unkraut überwucherte Gleiskörper ließ auf den ersten Blick erkennen: hier war schon lange kein Zug mehr gefahren.

Auf einer Bank ließ ich mich nieder, holte meine Jause und die Tageszeitung aus meinem Rucksack. Und während ich in mein Schinkenbrot biss, las ich die Schlagzeile: Es wird bald eine 3. Piste am Flughafen geben…

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Andrea & Robert Jiranek

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