Unsere Kapelle in den Kriegsjahren

Am 10. Juni 1917, also bereits unter dem letzten Kaiser, Karl I, wurde die Glocke zu Kriegszwecken abgenommen.

Dazu steht in den Chroniken der Pfarre (Pfarrer war Anton Gapp):

Glockenablieferung
Relativ Gutes hat der Krieg insofern für uns gehabt, als wir zu den wenigen Verschonten bei der Glockenablieferung für Kriegszwecke gehörten. Die Kirche besieht beide Glocken als Altertümer. Jedoch mußten die Orte Schwarzau, Lohsdorf und Aichau der Zeitennot ihre Dorfglocken opfern. Der Opfersinn, der dazu nötig war, wäre niemals vorhanden gewesen, wenn die Leute damals geahnt hätten, welch schändlichen Mißbrauch der einzige Nutznieser des Krieges, der Jude mit den Glocken trieb, der ja auch die Vaterlandsbegeisterung für seine Bereicherungen ausnutzte. Heute wissen wir, daß wir im verlorenen Krieg mit allem, mit dem Patriotismus, Opfersinnund dem ganzen Kriegsschwindel alle zusammen, Fürst und Volk, vom Juden betrogen waren, und zwar bei den Siegern und den Besiegten. Auch die Prospektorgelpfeifen wurden noch letzten Kriegsjahr ausgebaut und ich dummer Pfarrer schickte sie wirklich für die Kriegsjuden ein, und die Orgel ist heute …

1919 wurde die Aichauer Kapelle mit einer neuen Glocke ausgestattet, diese ist aus Stahl. Die Weihe der Glocke fand nach Ansuchen vom 31. Dezember 1919 am 25. Jänner 1920 statt.

Dazu steht in den Chroniken der Pfarre:

Glockenweihe Aichau
Im Jänner 1920 hat die Dorfgemeinde Aichau wieder eine Glocke aus ihren Sammelgeldern erhalten. Sie wurde vom Pfarrer Anton Gapp als delegatus geweiht. Die Teilnahme der Leute war lobenswert. In der folgenden Ansprache wurde der härtere Klang der neuen eisernen Glocke als mahnende Stimme gedeutet, dass die Herzen im Kampf gegen die 3fache Lust (Pauli) hart wie Stahl bleiben mögen: Kampf nicht Frieden ergo für ihr erst Geläute, Friede jedem einzelnen ihr letztes.

Anmerkung zur „3fachen Lust“:
Blicke des heiligen Paulus in die Tiefen der Weisheit (1840):
Von den feindseligen Mächten und besonders von der dritten unsichtbaren Macht.
Der Mensch hat mancherlei feindselige Mächte, die wider sein ewiges Heil angehen.
Erstens: Es ist eine feindselige Macht in ihm selber. Diese feindselige Macht nennt Jakobus die inwohnende Begierlichkeit, die den Menschen reizet und locket und zu allem Bösen versuchet. Als herrschende Lust empfängt sie die Sünde, und wenn sie die Sünde ausgeboren hat, so gebiert sie auch den Tod dazu. Jak. I, 14.15.
Diese feindselige Macht nennt Johannes die dreifache Lust, die Augenlust, die Fleischeslust und die bezaubernde Lust an Ehre und Eitelkeit des Lebens. 1 Joh II, 16.

1.Johannes 2,16:
Denn alles, was in der Welt ist, die Fleischeslust, die Augenlust und der Hochmut des Lebens, ist nicht von dem Vater, sondern von der Welt.

Die Währungsangabe „fl“ ist die Abkürzung von Florene, besser bekannt unter Gulden. 1 Gulden entsprach ungefähr einem heutigen Wert von 10€. 1881 lag der durchschnittliche Monatslohn bei 16 Gulden.

 

Andrea & Robert Jiranek

Andrea & Robert Jiranek

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