
Ich bin ein Imker. Falls ich renne, rennst du auch.
Liebe Honig- & Bienen-Freunde,
Der Honig des Jahres 2025 ist schon geschleudert und abgefüllt und bald werden auch die Etiketten geklebt sein.
Wieder war ich mit dem Ernten deutlich später als viele Imker-Kollegen. Die Frühlingstracht, also der Nektar, den die Bienen im Frühjahr von den Blüten in den Stock bringen, ist heuer leider komplett ausgefallen. Während ich letztes Jahr Mitte Mai schon eine beträchtliche Menge Blütenhonig ernten konnte, waren die Honig-Rähmchen heuer um diese Zeit komplett leer. Genau zur Zeit der Obstblüte hat es in Aichau leider permanent geregnet und die Bienen konnten kaum ausfliegen. Und das, was sie doch an Nektar in den Stock bringen konnten, haben sie selber gebraucht.
Niederschlag 2025 in Aichau [Quelle MeteoBlue: https://www.meteoblue.com/de/wetter/historyclimate/weatherarchive/aichau_%c3%96sterreich_2782909?fcstlength=1y&year=2025&month=9]
Auch die folgenden Monate waren wettertechnisch nicht optimal – also hoffte ich auf reichlichen Eintrag von Waldhonig und wartete deshalb länger mit dem Abschleudern. Aber wieder war die Witterung ungünstig und die vielen Regenfälle haben die Läuse anscheinend von den Bäumen gespült. Also hat sich das lange Warten auch nicht ausgezahlt.
Resultat: 66kg Mischhonig bei 6 Völkern: für mich das schlechteste Honigjahr, seit ich mit Bienen arbeite.
Bild: eine schöne, verdeckelte Honigwabe (solche hätte ich heuer gerne mehr gehabt)
Spannend (und auch a bissl frustrierend) war für mich, dass Imker-Freunde, die 20-30km (Richtung Krems und Richtung Grossgerungs) entfernt sind, heuer Rekordjahre hatten.
Bild: Niederschlag 2025 in Krems
Niederschlag 2025 in Kogschlag
Das lässt sich teilweise wirklich durch die Regenmengen im Mai erklären: Während es in Aichau in den 3 Wochen bis zu 52 Liter regnete, waren es in Krems 14 und in Kogschlag 38 Liter. Der Ausfall des Waldhonigs war aber offensichtlich nicht durch die Regenmengen beeinflusst. Vielleicht hatten die Läuse in Aichau Betriebsausflug in den Norden des Waldviertels.
Aber es gibt auch Positives zu berichten. Ich hatte schon lange vor, meine Betriebsweise umzustellen. Seit Beginn haben meine Bienen eine Vollzarge als Brutraum. In eine Vollzarge passen Rahmen mit einer Höhe von 20cm. Bei Bedarf habe ich den Brutraum um eine weitere Vollzarge vergrößert.
Die Honigräume habe ich immer als Flachzargen aufgesetzt – da sind die Rähmchen 13,5cm hoch. Das hat vor allem den Grund, dass eine Vollzarge, die voll Honig ist, kaum mehr zu heben ist.
Mit diesem System hatte ich das Problem, dass ich überhaupt keine Flexibilität beim Austausch von Rähmchen hatte. Wenn ich im Herbst zum Beispiel alte Randwaben im Brutraum ersetzen wollte, konnte ich kein ausgeschleudertes Honigrähmchen verwenden, weil es eben zu klein war.
Außerdem habe ich ein weiteres Problem errechnet. Eine gute Königin legt pro Tag 2.000 Eier. Diese brauchen 21 Tage, bis die Arbeiterinnen schlüpfen. Also braucht das Volk in guten Zeiten ca. 42.000 Zellen für Brut in allen Stadien.
Eine Wabe in einer Vollzarge hat theoretisch Platz für 4.900 Zellen (das hab ich nicht gezählt, sondern ausgerechnet). Man muss aber von den 10 Waben gedanklich (und auch real) ungefähr 3 Waben am Rand abziehen, in denen hauptsächlich Nektar und Pollen eingelagert sind. Außerdem hat auch ein Brutrahmen einen sogenannten Futterkranz (ca. 1/5 der Zellen) – das bedeutet, dass die Königin am Rand der Wabe selten Eier legt, weil dort auch Pollen und Nektar für die Aufzucht der Larven gelagert wird.
Bild: kleiner Wildbau an den Rähmchen
Bild: Wildbau unterhalb der Rähmchen im Boden (unten mit eingelagertem Honig, links oben mit verdeckelter Brut)
Also: 7 Waben x 4.900 Zellen X 80% = 27.440 Brutzellen. Und das ist eigentlich, auch unter Berücksichtigung des Wildbaus, zu wenig. Was ist jetzt schon wieder Wildbau (siehe Bilder): die Bienen verwenden nicht nur die zur Verfügung gestellten Rähmchen, sondern bauen auch an freien Plätzen „wilde Waben“. Und das machen sie umso mehr, je weniger Platz da ist.
Die Lösung, die ich für diese Probleme gefunden habe, ist eben eine Änderung des Betriebssystems. Ein Wechsel von einer Vollzarge für den Brutraum auf zwei Flachzargen. Damit arbeite ich nur mehr mit Flachzargen. Die Berechnung für 1 Flachzarge ergibt nämlich 18.522 Brutzellen – also mit 2 Flachzargen dann Platz für ca. 37.000 Brutzellen.
Diese Umstellung habe ich heuer bei 3 Völkern im Rahmen einer „Totalen Brutentnahme“ durchgeführt. Das ist eine Methode, mit der man auch die Varroa-Last in einem Volk massiv reduziert. Die „Totale Brutentnahme“ ist ein ziemlich starker Eingriff: wie eine Umsiedlung in ein neues Haus.
Alle Bienen werden von den alten Rähmchen und der alten Zarge in eine neue Zarge mit neuen Rähmchen und Wachsmittelwänden abgekehrt. Die Bienen beginnen sofort, neue Waben zu bauen. Dafür muss man ihnen genügend Futter geben, damit sie das Wachs produzieren können. Innerhalb einer Woche haben sie alle notwendigen Waben gebaut, damit die Königin wieder Eier ablegen kann und Nektar sowie Pollen eingelagert werden kann. Eigentlich ist es wie bei einem Schwarm, der ja sein neues Zuhause auch erstmal herrichten muss. Die alten Waben werden mit der Brut und allem anderen in einem Wachs-Schmelzer eingeschmolzen. Dabei stirbt die vorhandene Brut – aber auch alle in den Brutzellen lebenden Varroa-Milben. Klingt brutal – und ist es bis zu einem gewissen Grad auch. Das Bienenvolk verliert dadurch eine vollständige Generation Jungbienen in allen Stadien. Diese Schwächung holen sie aber mit ehrgeiziger Arbeitsleistung schnell wieder auf – vielleicht motiviert sie dabei auch das schöne neue Heim.
Bild: vorbereitete Fütterungs-Kübel. Diese werden kopfüber in die Zarge gestellt. Durch das Gitter im Deckel saugen die Bienen die Zuckerlösung. Der im Kübel entstehende Unterdruck verhindert das Auslaufen der Zuckerlösung in den Stock.
1-2 Wochen nach diesem Eingriff beträufle ich die Bienen mit handwarmer Oxalsäure, um die letzten auf den Bienen aufsitzenden Varroa-Milben auch noch zu erwischen. So startet das Volk dann durch die Verjüngung und weitestgehende Varroa-Freiheit gestärkt in die neue Saison. Und ich habe in diesem Fall auch gleichzeitig auf 2 Flachzargen umgestellt.
Das letzte Mal habe ich die Brutentnahme vor einigen Jahren auf der Alm gemacht. Von den vielen tausenden herumfliegenden Bienen, die ja nicht wissen, warum sie da gerade aus ihrer gewohnten Umgebung abgekehrt werden, haben mich damals ca. 30 durch den Frotteesocken in einen Knöchel gestochen, was wirklich schmerzhaft war. Diesmal habe ich 3 Völker ohne einen einzigen Stich umgesiedelt.
Bild: recht friedlicher Moment bei der Umsiedlung
Von den alten Zargen und Rähmchen hebe ich mir nach der Wachsschmelze nur die besten auf, da ich ja Vollzargen-Equipment kaum mehr brauche. Der Rest hat uns in der Feuerschale einen gemütlichen Abend beschert.
3 Völker sind also umgestellt und den Schwarm vom Juni habe ich gleich in einer Flachzarge angesiedelt. Für kommendes Jahr bleiben mir also noch 2 Völker, die ich umstellen muss.
Bild: emsiges Treiben vor dem Flugloch und dahinter
Das waren also heuer meine Erfahrungen mit ungünstiger zeitlicher Regenverteilung und ein wenig Mathematik im Zusammenhang mit meiner Betriebsweisen-Änderung und der „Totalen Brutentnahme“. Wenn ihr Fragen zu meinen BEE_NEWS habt oder euch was anderes in Zusammenhang mit Bienen, Honig, Imkern, … interessiert: einfach ein Mail an mich. Ich werde auf eure Fragen und Anmerkungen im nächsten BEE-NEWS eingehen. Und weil ich gefragt wurde: gerne könnt ihr das Mail auch weiterleiten und wenn jemand, den ihr kennt, auf den Verteiler mag: einfach Mail-Adresse an mich senden.
In Kürze verschicke ich auch das Mail BEE-HONEY, wo ihr seht, was ich heuer anbiete. Bitte erst bestellen, wenn ihr BEE-HONEY erhalten habt.
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Andi
PS: die heurige Stich-Statistik: 4 Bienen und 0 Hornissen
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