Berührungsangst

  • Beitrags-Kategorie:2015
  • Beitrags-Kommentare:0 Kommentare

Ein persönliches Erlebnis zu „Angst vor Fremden:”

Vor vielen Jahren waren Andrea und ich mit dem Auto und dem Zelt am griechischen Festland unterwegs. Als Abschluss war dann Istanbul am Programm. Istanbul und Auto ist eine Herausforderung. So waren wir froh abends einen kleinen Spaziergang am goldenen Horn um Topkapi zum Gülhane Park machen zu können. Es war eine laue Sommernacht. Am Eingang des Parks plötzlich eine riesige Menschenmenge. Wir dachten sofort an unsere Geldbörsen und Papiere und ich hielt meine Kamera ziemlich fest an mich gedrückt. Ein paar junge Burschen um uns erzählten uns im gebrochenen englisch, dass hier ein großes Fest stattfände und eine berühmte türkische Sängerin auftritt. Sie animierten uns, mit ihnen den Park zu besuchen. Nach einigen wechselseitigen Blicken mit Andrea entschlossen wir uns, der Einladung Folge zu leisten. Es war ein buntes Treiben mit allerlei Gauklern und anderen Kleinkünstlern sowie der besagten Sängerin. Schließlich verloren wir die Burschen aus den Augen und schlugen uns alleine durch. Müde setzten wir uns auf eine der bereitstehenden Bänke mit Tisch und genossen den Trubel um uns. Wir saßen nicht lange, da bekamen wir Gesellschaft durch eine große Familie. Eltern, Großeltern, Bekannte und eine bunte Kinderschar. Sie hatten alles mit was man für einen gelungenen Familienausflug so braucht: Töpfe mit köstlich duftenden Speisen, Brot, Getränke usw. Sofort wurden wir radebrechend angesprochen und von ihnen zum Mitessen eingeladen. Ein mit vielen Gesten durchgeführter Dialog wurde durch eine halbwüchsige Tochter, welche etwas englisch konnte, erleichtert. Hier lernten wir zum ersten Mal die herzliche Gastfreundschaft der Orientalen persönlich kennen.
Eine ähnliche Geschichte erfuhr ich von einem Freund, welcher beruflich im Irak zu tun hatte: In seiner Freizeit fuhr er mit einem alten VW-Bus durchs Land um diverse Sehenswürdigkeiten zu besuchen. Er brauchte weder für eine Unterkunft noch für sein Essen zu sorgen. Er suchte einfach den Kontakt zu den Menschen und wurde überall aufs herzlichste belohnt.
Durchbricht man einmal seine Berührungsangst, so werden aus den fremdartigen Menschen schnell einmal Freunde.

Picture of Andrea & Robert Jiranek

Andrea & Robert Jiranek

Schreibe einen Kommentar