In den Siebzigerjahren wurde auch in Aichau das Telefonnetz ausgebaut und jedes Haus erhielt seinen eigenen Apparat mit Wählscheibe. Solche Dinger kennt man heute auch nur mehr aus Museen und alten Filmen. Für damals eine epochale Verbesserung. Statt der „Fräulein vom Amt“ gab es nun den Selbstwählverkehr. Jeder konnte von seinem Haus in die ganze Welt anrufen!
Das Wählamt war im Untergeschoß des inzwischen aufgelassenen Postamtes Leiben untergebracht. Weil aber nicht genügend Leitungspaare zur Verfügung standen, mussten sich mehrere Häuser einen Anschluss teilen und erhielten sogenannte „Vierteltelefone“. Das bedeutete, wenn einer telefonierte, war bei den anderen die Leitung besetzt. Es galt also die Devise aus den Telefonzellen „Fasse dich kurz“. Eine Zumutung, wie sie die heutige Zeit nicht mehr kennt. Über Kosten für Grund- und Gesprächsgebühr im Verhältnis zu heutigen 1000 Freiminuten, das sind fast 17 Stunden pro Monat, oder rund eine halbe Stunde pro Tag will ich hier gar nicht räsonieren.
Dann wurde das Telefonnetz „digitalisiert“. Das bedeutete, jeder Teilnehmer in Aichau bekam an die zweite Stelle seiner bisherigen Telefonnummer eine „1“, einen neuen Apparat mit Tipptasten und die Zeit der Vierteltelefone war ausgestanden. Inzwischen war auch die Zeit des Internets angebrochen, Fax gab es auch schon vorher. Einwahl über ein Modem, das bedeutete aber, das Telefon war besetzt. Dann kam ISDN. Telefonieren und Internet gleichzeitig, oder Internet doppelt so „schnell“ wie vorher, aber kein Telefon. Dann kam die Jahrtausendwende.
Karl Walchshofer
Im Mai 2016 verstorben