Wie der Strom nach Aichau kam

Es war einmal, kurz nach dem Krieg, da kam 1948 auch der elektrische Strom nach Aichau und die Zeit der Petroleumlampen war endgültig vorbei. Alle Dorfbewohner halfen fleißig beim Ausgraben der Löcher und Aufstellen der Masten mit. Nicht nur bei uns, sondern in der ganzen Umgebung wurden Leitungen und turmförmige Transformatorenhäuser gebaut. Ein paar davon sind noch heute in Pöbring, Dölla und Seiterndorf zu sehen.

Es gab aber auch schon früher elektrischen Strom, z.B. im Weitental. Die dort ansässigen Müller, Säger und Schmiede lieferten in örtliche kleine Netze. Drei von denen hießen mit Vornamen Alois. Reithner, Jungwirth und Nowak. Die Älteren unter uns erinnern sich noch an den Spruch: „Ist der Lois do?“

Gemeint war damit die Prüfung mit dem Finger mit einer kurzen Berührung an der Leitung. Hat es „geheckt“, oder „gepremasselt“, war der „Lois“ da.

Die Netzte waren damals noch ziemlich schwach und daher war es manchmal notwändig, sich untereinander abzusprechen, oder zu horchen, wer im Dorf gerade einen Häcksler betrieben hat. Wenn zwei, oder gar drei gleichzeitig mit dem Futterhäcksler einsilierten und gar zuviel einlegten, ging das Netz in die Knie. Sicherungen brannten durch und wurden dann meist nicht durch neue ersetzt, sondern „geflickt“.

Die Sicherungen waren damals nicht Automaten, wie heute, sondern bestanden aus einem Porzellankörper, der mit feinem Sand zur Kühlung gefüllt war und einem dünnen Draht, der da hindurch führte. Bei überhöhter Belastung schmolz dieser Draht und das färbige Kapperl am Kopf der Sicherung fiel ab. Sicherungen waren damals relativ teuer und brannten oft durch. Daher behalf man sich anders. Man legte außen ein paar Kupferlitzen von einem Stromkabel herum und „reparierte“ so die Stromversorgung. Auch ich habe nach Zusehen und „Einschulung“ durch meinen Vater manche Sicherung geflickt. Brände, die durch solche Flickereien entstanden wären, sind nicht bekannt.

Im Laufe der Zeit wurde das Netz vertstärkt und am „Großackerspitz“ ein Mastentrafo errichtet. Damit waren die Versorgungsprobleme entschärft. Im Zuge der Errichtung der Gemeindewasserleitung 1991/92 wurden die ehemaligen Freileitungen von Strom und Telefon unter die Erde verlegt. Der Trafo steht nun als kleiner Betonwürfel neben der alten Garage beim Haus Schmid und die Schwalben müssen sich wieder wie in alten Zeiten in den Bäumen zu ihrem Flug in den Süden sammeln und man kann sie nicht mehr wie früher an einer Perlenkette aufgefädelt sehen.

Karl Walchshofer

Karl Walchshofer

Im Mai 2016 verstorben

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