Andi’s 6. BEE-NEWS

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Zu viel Honig

Ich bin ein Imker. Falls ich renne, rennst du auch.

Liebe Honig- & Bienen-Freunde,

Vorgestern habe ich den heurigen Honig geschleudert und ich möchte euch wieder über das Bienenjahr berichten.

Das Jahr startete bei der ersten Durchsicht der Völker nach dem Winter mit einem Schock: 2 meiner 5 Völker hatten den Winter nicht überlebt. Da in den Zargen nur mehr sehr wenige, erfrorene Bienen waren, sind sie wahrscheinlich wegen zu hohem Varroa-Druck (Parasit) ausgezogen.

Jetzt muss ich vielleicht doch noch auf das Ende des Jahres 2022 zurückgreifen: nach der schlechtesten Ernte waren im August und September kaum Varroa-Milben zu sehen. Das war beruhigend – aber im September und Oktober explodierte die Menge überraschend. Nach den zwei Varroa-Behandlungen hat alles noch recht gut ausgeschaut. Im Dezember stellte ich aber wieder einen zu großen Abfall toter Milben bei allen Völkern fest. Jetzt stand ich vor der Frage: noch ein drittes Mal behandeln oder lassen. Eine dritte Behandlung erschien mir aufgrund der großen Belastung für das Volk (die Behandlung selber und das Aufmachen der Zargen bei sehr niedrigen Temperaturen) zu riskant und so entschied ich mich, nichts mehr zu machen. Für 3 Völker war das OK – für 2 leider nicht.

Nach der oben erwähnten schlechten Honig-Ausbeute war der Verlust für mich echt sehr enttäuschend: viel Arbeit und so ein Volk hat ja auch einen finanziellen Wert.

Bei einem Imker aus einem Nachbardorf habe ich dann 3 neue Völker gekauft – hatte also jetzt 6 Völker. Sie entwickelten sich alle sehr gut und ich freute mich. Aber dann kam die lange Regenperiode im April und Mai, die uns alle nicht sehr erfreut hat – aber die Bienen noch weniger. Das ist nämlich genau die Zeit der Haupttracht, in der am meisten Nektar gesammelt wird: alles blüht und die Bienen konnten nicht ausfliegen und sammeln. Anstatt also Blütenhonig ernten zu können waren die aufgesetzten Honigräume gähnend leer. Viele Imker mussten sogar zufüttern statt zu ernten. Das ist mir wenigstens erspart geblieben. Erstmal war damit klar, dass es den beliebten Creme-Honig heuer nicht geben wird. Aber die weitere Prognose war: wenn es heuer im Herbst wieder keinen Waldhonig gibt (wie die letzten beiden Jahre), habe ich das erste Mal eine Null-Ernte. Nochmal Frust.

Nach dem Urlaub im Juli staunte ich dann nicht schlecht, als ich die Völker kontrollierte. Die Honigräume waren rammelvoll und vollständig verdeckelt. Die Bienen verdeckeln ja jede einzelne Honigwabe, wenn der Honig fertig ist, zur Konservierung mit einer dünnen Wachsschicht. Linde, Rotklee, Himbeere und – hurra – seit langem wieder Waldhonig haben geholfen. Also gibt es heuer 95kg wunderbaren Mischhonig. Nicht super viel – aber nach dem Start im Frühjahr eigentlich echt toll.

Wie erntet man eigentlich Honig? Ich schreibe immer von Abschleudern; aber das ist ja nur einer von vielen Schritten. Eigentlich beginnt alles im April, wenn die Völker stark genug sind und die Natur zu blühen beginnt. Dann setze ich die Honigräume auf: zusätzliche Zargen mit je 10 Rähmchen. Entweder sind die Rähmchen schon mit leeren Waben ausgestattet (aus dem Vorjahr) oder sie haben nur eine eingelötete Mittelwand und die Bienen müssen die Waben erst selber bauen – das machen sie recht schnell, wenn genug Futter zu finden ist. Zwischen diesen aufgesetzten Honigraum und die untere Zarge kommt ein Absperrgitter. Die Abstände der Gitterstäbe sind so groß, dass die tausenden Arbeiterinnen durchschlüpfen können, die Königin und später die Drohnen aber nicht (weil sie zu groß ist bzw. sind). Das verhindert, dass die Königin im Honigraum Eier ablegt (so ist im Honigraum wirklich nur Honig und keine Brut). So entsteht unten der Brutraum und oben der Honigraum. Das funktioniert auch gut, weil Bienen ihre Reserven immer oben lagern.

Dann vergeht die Zeit, Bienen sammeln Nektar, der durch Fermente angereichert wird. Sie lagern den Nektar, der langsam zu Honig wird, mehrmals um und reduzieren den Wassergehalt kontinuierlich. Wenn der Honig fertig ist, wird er mit dünnem Wachs verdeckelt. Als Imker prüfe ich regelmäßig den Fortschritt durch 2 Kontrollen: eine zu 2/3 verdeckelte Honigwabe ist ein gutes Zeichen, dass der Honig fertig ist. Zusätzlich mache ich bei den offenen, aber befüllten Waben die Spritzprobe. Die Wabe wird ruckartig bewegt: wenn Honig aus den Zellen spritzt, ist der Rest-Wassergehalt zu hoch. Wenn ich diesen Honig ernten würde, hättet ihr keine Freude, da er in den Gläsern zu gären beginnen würde. Gesetzlich ist geregelt, dass Honig einen Wassergehalt unter 20% haben muss.

Wenn es Zeit für die Ernte ist, gebe ich meistens zwischen Brutraum und Honigraum für ca. 3 Tage die sogenannte Bienenflucht. Das ist ein Zwischenstück, durch das die Bienen vom Honigraum in den Brutraum krabbeln können – aber nicht mehr zurück. Dadurch befinden sich beim Abnehmen des Honigraums nicht mehr Tausende Bienen, sondern nur mehr ein paar Hundert.                                                                          

Absperrgitter
Bienenflucht
Bienenflucht

Nach 3 Tagen öffne ich die Honigräume oben, entnehme Rähmchen für Rähmchen, kehre die noch aufsitzenden Bienen (sehr viele ohne Bienenflucht, sehr wenige mit Bienenflucht) vorsichtig ab und gebe die dann bienenleere Wabe in eine bereitgestellte Zarge. Das klingt einfacher als es ist, weil ja sehr viele Bienen (durch die Störung) in der Luft sind und durch den Honigduft angelockt werden. Aber irgendwann habe ich dann (die heuer 60 Rahmen) fast ohne Bienen in Kisten und ab geht es damit in die Imker-Werkstatt.

Jetzt startet der meditative Teil: 6 Völker, also 60 Rähmchen, beidseitig entdeckeln. Beim Entdeckeln wird mit einem speziellen Werkzeug (Entdeckelungs-Gabel) vorsichtig die Wachsschicht entfernt. Nicht zu vorsichtig, sonst bleiben Waben verschlossen oder es ist zu viel Wachs im Honig – nicht zu wild, denn sonst werden die Waben zu sehr beschädigt und der Honig rinnt gleich beim Entdeckeln aus. Nebenbei kratze ich von den Rahmen überschüssiges Wachs und vor allem den wertvollen Propolis, den ich später zu Tinktur und Creme verarbeiten werde.

Verdeckelte Honigwabe
verdeckelte Honigwabe
Entdeckelte Honigwabe
entdeckelte Honigwabe

Wenn 4 Rahmen beidseitig entdeckelt sind, beginnt das eigentliche Schleudern. Durch die Zentrifugalkraft der Schleuder wird der Honig nach außen aus den Waben gezogen und rinnt in der Honigschleuder nach unten. Das erste Mal Schleudern wird nur mit halber Geschwindigkeit gemacht, weil sonst der Druck der noch vollen anderen (inneren) Seite die Waben brechen lassen würde. Also dann die Waben umdrehen (außen nach innen) und die zweite Seite mit voller Geschwindigkeit ausschleudern. Danach die Waben noch einmal umdrehen und jetzt auch die erste Seite mit voller Geschwindigkeit ausschleudern. Und damit es noch ein bissl komplizierter ist: die Waben müssen immer so in der Schleuder sein, dass die oberen Querträger gegen die Schleuderrichtung scheuen, weil die Bienen die Waben ganz leicht nach oben bauen und so der Honig besser abgeschleudert werden kann. Die leeren Waben sammle ich in Zargen, die dann übereinandergestellt werden. Wichtig ist, dass in diesem Wabenturm die Luft von unten nach oben ziehen kann – das mag nämlich die Wachsmotte nicht, die sonst alles zerfressen und unbrauchbar machen würde. Oben und unten am Wabenturm ist ein Gitter mit kleinen Löchern und ein Fliegennetz, damit auch keine anderen Kleintiere lästig werden.

Schleuder von oben
Schleuder von oben
Schleuder Quetschhahn und Siebe
Schleuder Quetschhahn und Siebe

Zurück zur Schleuder: unten ist ein Quetschhahn, der das Ausfließen des Honigs reguliert. Für mich ist es noch immer ein wunderschöner Moment, wenn der erste Honig goldig in den Hobok fließt. Der Hobok ist ein 40-Liter Kübel, der luftdicht verschlossen werden kann. Aber der Honig fließt nicht einfach in den Kübel, sondern dazwischen sind noch ein grobes und ein feines Sieb, um Wachsreste auszusieben.

Nun, jetzt sind die 95kg Honig in 3 Hoboks verteilt und warten auf das Abfüllen – aber das ist eine andere Geschichte. Und der Honig hat einen Rest-Wassergehalt von 16,3% – das ist (und schmeckt) gut, sehr gut sogar.

Wer jetzt glaubt, ich wäre fertig, der irrt. Jetzt muss alles sauber geputzt werden. Schleuder, Siebe, Spachtel, Entdeckelungsgabel, das Entdeckelungs-Geschirr, Absperrgitter, Bienenfallen, … und der Arbeitsbereich im Imkerraum müssen von Honig und Wachsresten befreit werden. Und danach muss auch der Imker geputzt werden, denn es lässt sich nicht vermeiden (zumindest bei mir nicht), dass auch ich an Fingern und Händen … klebrig bin.

Danach gebe ich den Bienen das Entdeckelungs-Wachs zum „Ausschlecken“ und später schmelze ich es im Sonnen-Wachsschmelzer zu Wachs-Barren ein (die ich irgendwann gegen Bio-Mittelwände eintausche). Beim Auschlecken-Lassen verenge ich zuvor die Fluglöcher, damit die Bienen sich nicht gegenseitig „ausrauben“ – bei ganz kleinem Flugloch können sie ihr zu Hause leicht verteidigen.

Nur für Entdeckeln und Schleudern brauche ich ungefähr 2 ganze Tage. Dabei ist aber weder das Honigraum aufsetzen noch das Honigraum abbauen mitgerechnet.

So, jetzt hast du eine Ahnung, wie das „Honigernten“ funktioniert.

Nach dem nochmaligen Filtern, Abfüllen, Etikettieren schreibe ich dann, wie gewohnt ein Mail BEE-HONEY und ihr könnt eure Bestellungen aufgeben. Ich freue mich schon sehr, wenn euch mein Honig wieder so gut schmeckt wie in den letzten Jahren.

Andi

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