Dorfgeschichte

Eichau

Auszug aus der Pfarrgeschichte, die der damalige Pfarrer Josef Glanz für Franz Steyrer auf Aichau 3 in den Jahren 1896 und 1897 verfasste. Der Text ist aus der kurrenten Handschrift wortgetreu übertragen und daher heute nicht mehr ganz leicht verständlich.

Eine bairische Colonie, offenbar uralt, als diese Gegend frühzeitig cultiviert gewesen. Auch ein Edelsitz war hier (Erinnerung erloschen).
1263 erscheint als Zeuge Ortlieb de Aichawe gelegentlich des Streites der Pöbringer mit Stift Altach.

1398 saß Arnolt de Fritzelsdorf hier. Die Fritzelsdorfer, die im XIII. Jahrhundert auftraten wurden allmählich zahlreicher und setzten sich überall an, in Schwarzau, Prinzelndorf, Eichau, Hart, Langenlois, Leiben, Krems, in der Wachau, sie starben 1483 völlig aus. Mehr weiß ich nicht. Offenbar ist der Edelsitz im XV. Jhdt. verlassen worden, als er seither nicht mehr vorkommt.

Wenn die Sage berichtet, die 4 Häuser seien einst ein Maierhof gewesen (dasselbe heißt es auch in Trenneck-Oberndorf), so ist das dahin zu verstehen, daß einst faktisch hier ein herrschaftl. Hof bestand, denn im Herrenhause selbst war der Maierhof ohnehin nicht, eher Nr. 1-2 zusammen, aber nicht alle 4 Häuser zusammen. Wann dieser endete, ist mir auch unbekannt, offenbar frühzeitig, -weil die Sage eben so unbestimmt lautet. Ebenso die Rede, es hätte eine Gräfin den Häusern 1-4 den Wald geschenkt wegen Armut, ist dahin zu berichtigen, daß nach Ende des Edelsitzes ein Theil des adeligen Besitzes rustical oder Gemeindegrund wurde, sei es durch Kauf oder Schenkung. Vielleicht haben einst nur 4 Häuser bestanden, was auch damit erklärbar wäre, daß die Scheidung zwischen alten Bauern und kleinen 1741 im Deputatregister ersichtlich scheint. Es heißt Eicha, unterthänig nach Leiben, 7 Haus, gibt 1 Metzen ¼ 1/8 Korn und detto Hafer, das sind 11/8 so wie jetzt. Es waren also 4 Häuser als große à 2/8 und 3 kleine à 1/8. Die kleinen zählten ja häufig nur als Hofstattler zum Unterschied von den Lehensbauern.

1758 waren laut Beichtregister damals 7 Häuser mit 40 Menschen. Die Familien waren:

Baumgartner Andreas (Nr.1) und sein WeibCatharina+17901807
Stockinger Michael (Nr.2)Theresia+18011798
Steinmetz Philipp (Nr.3)Magdalena+1805 
Malaschofsky JohannTheresia+1797 
Schinnagl JohannRosina  
Wieser ThomasMaria  
OsterbauerCatharina  

Bei Beginn der Pfarre Pöbring kommen schon neun Familien vor, (1784) Namensänderungen kamen auch früher vor:

Die Eheleute Riegler stiften1752eine Messe in Weiten30 fl
Eheleute Perzl1752-„-30 fl
Andreas Baumgartner1752-„-30 fl

1579 kaufte der lutherische Gundreching, Herr auf Artstetten von Pöggstall den Zehent von Eichau und Baierstetten sowohl Getreide als Weinzehent (von 17 Viertel Garten) etc. Damals waren in Eichau schon 7 zehentpflichtige Häuser und in Baierstetten 12. Genauer heißt es anno

1603 Carl Heuberger Ehemann der Sophie von Gundreching verkauft etc.. 1/3 Weinzehent in Baierstetten von 17 Viertel Weingarten, muß 6 Eimer (somit war von ¼ Garten 11 Eimer Erndte), 2/3 Traidzehent zu „Eichern“ auf 4 Lehen und 3 Hofstatten, macht meist 30 Metzen schweres Traidt per 5 fl und 1 Muth wings Traidt per 4 fl etc. Es kostete also 1 Metzen Weizen 10 xer, Hafer 8 xer. „wings“ bedeutet: geringes, nämlich Hafer

1675 Hermann v. Salburg auf Artstetten schätzt seine Einkünfte, darunter:
1/3 Weinzehent in Pastetten, 1/3 Traidtzehent detto auf 2 Lehen (das ist Nr. 10 und 11) und 10 Hofstatten (Hnr. 1,2,3,4,5,6,7,8,9,12)
Eichau 4 Lehen, 3 Hofstetten in mittleren Jahren 1 Muth schwärs und 1 Muth wings, auf 500 fl etc.

1688 6½ Korn, 20 Haufen Hafer und 6/16 Gerste.
Der Weinbau wurde hier noch länger betrieben. Noch vor 100 Jahren erscheint in den Matriken Frank als Hauer, nicht als Bauer, ebenso Kremser in Baierstetten.

1691 war der Drittelzehent in Eichau 9 Metzen Korn, 1/8 Gerste, 10/16 Weizen

1692 pachtet Michl Schinnagl und Christoph Lindner zu Leiben den Drittelzehent zu Eichau pro 1692,93,94 um 15 fl Weihnachtsgeld und
½ Schober Osterschab, d.h. ½ Schober Stroh zu Ostern lieferbar.

Nach Beginn der Pfarre 1784 erscheinen folgende Familien in Eichau:               

Baumgartner Nr. 1,

Steinmetz Hauer auf Nr. 7, dann Brandstetter +1796

Malaschofsky Nr. 4 durch Heirat 1797 im Juni Ochsenbauer

Nagl Hauer Nr. 5

Steinmetz Josef Nr. 3 +1794 seit 1795 durch Heirat Steyrer Johannes

Stockinger Nr. 2

1784 sterben in Eichau 7 Personen an der Ruhr

Es waren dies:
Katharina Madlaschofski am 12. September mit 10 Jahren
Anna Maria Madlaschofski am 16. September mit 8 Jahren
Phillipp Madlaschofski am 20. September mit 5 Monaten, alle Aichau 4
Leopold Stockinger am 28. September mit 23 Jahren, Aichau 2
Elisabeth Gartenhauer aus Losau am 30. September mit 9 Jahren in Aichau 2
Magdalena Nagl am 1. Oktober mit 10 Jahren in Aichau 5
Johann Steinmetz am 15. Oktober mit 9 Monaten in Aichau 7

Zuvor starben
Katharina Nagl am 30. Juni 1784 mit 1 Jahr an Schwachheit in Aichau 5,
danach
Johann Madlaschofski am 12. März 1785 mit 4 Jahren an Karthar
Magdalena Baumgartner am 14. März 1785 mit 36 Jahren an Schlaganfall in Aichau 1
Anna Maria Nagl am 22. März 1786 mit 7 Wochen an der Frais.

Danach war 4 Jahre lang kein Todesfall. Vielleicht war die Erinnerung an diese Seuchenzeit und nicht eine Tierseuche Auslöser, oder Mitbegründer für

1883 Bau der Betcapelle. Revers über die Erhaltung liegt im Archiv hier. Hier endet der Bericht des Pfarrers über Aichau.

Die Segnung der Betkapelle erfolgte am 17.9.1883, die Glockenweihe, vielleicht die zweite im Jahre 1924. Die letzten Renovierungen der Kapelle erfolgten 1983 und 2006.

1948 kam die Elektrizität nach Aichau, 1951 der erste Traktor, 1955 das erste Auto, 1964 Telefon mit einer Ortssprechstelle bei Fam. Wilhelm.

1953 wurden die Felder und Wiesen ein zweites mal nach den 1920er Jahren drainagiert.

1963 wurde der Regenwasserkanal gebaut und der Ortsgraben verrohrt.

1991 wurde die Gemeindewasserleitung vom Ostrong bis Aichau verlängert und Strom- und Telefonkabel unter die Erde verlegt. Zuvor wurde auch die elektrische Ortsbeleuchtung errichtet und die Straße asfaltiert.

2004 wurden unter tatkräftiger Mithilfe der gesamten Ortsbevölkerung der Schmutzwasserkanal und die biologische Kläranlage errichtet. Dabei wurde auch ein Glasfasernetz mitverlegt, das seit Mai 2005 den gesamten Ort mit Breitbandinternet versorgt. Auch die Kapelle wurde an das Stromnetz angeschlossen.

2011 wurde die Flurbereinigung mit einem Dorffest abgeschlossen und gefeiert.

2013 steht das nächste Dorffest an, bei dem 750 Jahre erstmalige erhaltene urkundliche Erwähnung von Aichau und 130 Jahre Kapelle gefeiert werden.

Karl Walchshofer

Karl Walchshofer

Im Mai 2016 verstorben

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