Pfarrgeschichte

Beiträge zur Geschichte von P ö b r i n g .

Aus den Schriften von Pfarrer Josef Glanz an Franz Steyrer, 1897

Die Kirche ist gottisch gebaut, war offenbar einst ganz gewölbt, (Strebepfeiler aussen) ist aber späterer Bauart. Der Sage nach war sie einst Burgkapelle, vielleicht das Presbyterium, war aber in diesem Falle unbedingt niedrig. Das jetzige Gewölbe ist spätgotisch. Ist die Sage richtig, so muß der Zeitpunkt der alten Kapelle gewesen sein ca. 1200 gegen 1400. Stets war sie Filiale von Weiten, welche Pfarre von jeher dem Patronate der Passauer Bischöfe unterstand.

1328 wurde Weiten durch Papst Johannes XXII. dem Bischofe Albert II. einverleibt als Eigentum, d.h. Pfarrer war von da an der Bischof und bezog alle Einkünfte, stellte aber einen Vikarius an, der bestimmten Anteil erhielt; dieser nahm sich die nötige Zahl Kooperatore auf, damals genannt: Die Gesellen und zahlte diese aus.

1432 schenkte Bischof Leonhardus die Pfarre dem Stifte St. Johann zu Vilshofen in Bayern, welches das Recht erhielt, für je 10 Jahre einen Vicar aufzustellen, so wie ehedem der Bischof.

1463 wurde der richtige Vertrag zwischen Herrn v. Ebersdorf Albrecht und Propst Alban von Vilshofen geschlossen , dass er Vogt der Pfarre gegen bestimmte Leistungen bleibe, das Stift aber eigene Geistliche aufstelle in Pöbring, Streitwiesen, Raxendorf, Hl. Blut, 1 Kooperator in Weiten, Laach als Filialpfarrer.

Diese Priester mussten in den genannten Orten tägl. Messe lesen, also dort wohnen, nur an Sonn- u. Feiertagen in Weiten, um die Rechte der uralten Mutterkirche aufrecht zu erhalten. Friedhöfe waren untersagt, nur Laach durfte nach altem Brauch die Todten beerdigen für die Orte Laach, Weinberg, Puchberg u. Zaissing.

Das Kloster Vilshofen erhielt vom Vicarius jährlich 50 Pfund Pfennige und 6 Urnen Wein etc. Diese Urkund ist bis datto von niemandem verstanden worden. Der Inhalt ist offenbar der: Mit der Anstellung dieser Filialgeistlichen war verbunden ein Pfarrhof, das hl. Sakrament in der Kirche, daher offenbar das Sakramenthäuschen an der Evangelienseite in der Mauer samt Licht, das noch gut erhalten ist. Offenbar wurde damals das Schiff angebaut, weil des Zulaufes wegen (die Leute waren noch tief religiös und gingen unter der Woche in die Kirche, Sonntags mußten sie nach Weiten kommen. Die alte Schlosskapelle zu klein war, da auch die Bewohner von Nussendorf-fritz, Harthesl hieher gingen. Es ist jetzt noch erkennbar, dass die Sakristei der alte Turm war und das Schiff später breiter wurde (Spur beim Bartholomäus) der jetzige Turm ist später. Die Zeit der Bauereien ist unbekannt. Das Schiff war einst niedriger, wie noch deutlich am Boden innen zu sehen. Der alte Marienaltar war wahrscheinlich ein Flügelaltar, Schnitzarbeit, 1867 weggerissen und verlumpt. Nur Reste noch vorhanden. Die Vergoldung war sehr gut, da jetzt noch, obwohl laut Rechnungen von 1773 an nichts repariert wurde und seit 30 Jahren Schmutz ihn verzerrt, die Vergoldung deutlich ist. Der Geistliche war hier noch nachweisbar 1524 aber dann durch die aufkommenden Lutheraner erlosch der religiöse Eifer, der Geldwert änderte sich, Priestermangel, daher urkundlich 1544 nicht mehr besetzt gewesen. Auskunftsmittel war öfterer Gottesdienst von Weiten aus. Die jetzt noch bestehende Sammlung an Korn und Hafer ist aus der Zeit, wo hier ein Priester angestellt wurde. Da nämlich durch Urkunde 1463 der Vicar v. Weiten ausser dem nötigen Kooperator noch 5 Filialgeistliche erhielt, so konnte er natürlich von seinen Einkünften allein diese nicht erhalten, da er ohnehin einen Schaden durch sie hatte. Es gaben daher die betreffenden Gemeinden im Einvernehmen ihrer zuständigen Herrschaft bestimmte Beiträge, die auch dann, als hier kein Priester mehr wohnte, fortgingen, als verjährt u. der Stammpfarre Weiten zufielen, wofür der dortige dann bestimmte Gottesdienste selbst oder durch seine Ortskapläne abhielt. Es lag daher im Interesse des Stiftes Vilshofen, die Filialen tunlichst gar nicht zu besetzen, weil dadurch ihr Vicarius besser stand. Die Meinung, einst sei der Klerus steuerfrei gewesen, ist ein Zeichen enormer Unwissenheit. Die Lasten einst waren gegen heute unerhört und zeitweise keine Steuer mehr zu nennen, sondern ein Raubzug. Wenn Landsherren zu ihren politischen Zwecken Geld brauchten, ersuchten sie den Papst für diesen Fall u. der bewilligte für diesen Fall Extrasteuer. Dann erschien von Rom ein Kardinallegat, dessen jeweiliges Erscheinen den Klerus zittern machte; dieser ernannte hervorragende Würdenträger geistl. Standes als Stellvertreter und so bereisten diese Herren, jeder bestimmte Landstriche, nahmen Inventare und Fessionen auf und zwangen selbst unter der Strafe des Kirchenbannes zum blechen; manche Legaten waren mit ihren Ansprüchen geradezu unglaublich. Die Früchte ganzer Jahre waren dann auf einmal verloren. Die Regierung der Habsburger, deren Finanzen durch Jahrhunderte in unglaublichem Zustande waren, hatte darin eine besondere Kunst und forderte von den getreuen Untertanen enormes. Der Adel schraubte sich überall daraus, aber Klerus, Bürger, Bauern, selbst oft Knechte und Taglöhner erfuhren, was Vaterlandsliebe bedeutet. Die zahllosen Krieger erforderten Unsummen, die Finanzverwaltung war stets liederlich, daher kam vieles in unrechte Hände. Hohe Adelige wurden in Zeiten allgemeiner Not reich, die Landesherren blieben arm wie ehedem etc.

Am besten waren die Zustände unter den Babenbergern 976-1246 und König Ottokar von Böhmen. Schon der 1. Habsburger Rudolf begann, um die Kriegskosten gegen Ottokar aufzubringen, schwere Bedrückungen (1277), war aber durch weises Vorgehen später in der Lage, vielfach Ersatz zu leisten (1280). Um eine Idee zu haben, genüge als Beispiel. Vor der großen Pfarrtrennung 1336 hatte jeder Pfarrer von Weiten als Antrittstaxe 50 Pfund Pfenninge nach Schätzung des Gesamteinkommens, nämlich Zehmt, Deputate, Wirtschaft, Stiftungen an den Bischof zu liefern, das wäre nach Heutigen circa 1500-2000 fl., die anderen Steuern liefen natürlich auch extra. Nach der Trennung 40 Pfd., weil das Einkommen jetzt verringert war; als Weiten nach Vilshofen kam 1432 hatte der Vikar 50 Pfund bar jährlich zu geben und 6 Ladungen (120 Eimer) besten Wein etc. Die päpstlichen Legaten drückten zeitweise unerhört, doch zur Ehre sei gesagt, die Rekurse und Beschwerden an den Papst milderten manches, Rekurse an den Landesherrn nutzten fast nie! 1220 z.B. auf 3 Jahre der 20. Teil aller kirchlichen Einkünfte zur Eroberung von Palästina eingehoben. 1287 der Legat fordert für 5 Jahre voraus den gesamten Zehnt ein, also geradezu eine vernichtende Steuer. 1266 muß der Klerus die gesamten Einkünfte dieses Jahres an den Bischof abliefern, 1357 1/6 Zehnt, detto 1347, dann während der Hussitenkriege abnorme Extralasten. 1274 Papst Gregor fordert für 2 Jahre auf einmal 1/10 Einkünfte.1282 viele Güterverkäufe deshalb, 1310 Zehmt für 2 Jahre auf einmal 1317 und 18 der Legat fordert das Gesamteinkommen aller Geistlichen, 1395 die Hälfte Einkommen, 1427 der Legat fordert 1/20, der Papst 1/10, der Landesherr extra! 1428-30 die Hälfte, 1434 den halben Zehmt, 1524 Türkengefahr 1/2 Einkünfte, 1526 die Regierung fordert 1/4 aller Güter, 1526 detto alle Kirchenschätze in Edelmetall, 1529 1/4 aller geistl. Güter etc. etc. Kelche, Monstranzen usw. Wo es heißt Güter, wurde der wert geschätzt und darnach musste die Kirche oder der Priester je nach dem Steuersatze 1/10, 1/4, 1/2 dieses Wertes bar erlegen. Hatte man nicht soviel Bargeld, so wurden zwangsweise soviel Gründe verkauft, bis die Steuer heraus kam. Eine Besteuerung nach dem Reinertrage war nicht, sondern es wurde alles amtlich geschätzt, somit waren schreckbare Ungerechtigkeiten denkbar. Obwohl die Geistlichkeit besser stand als heute, so waren die Herren nie sicher, ob nicht bei nächster Gelegenheit wieder der Landesherr oder ein päpstlicher Legat erschien und sie förmlich plünderte. Durch diese Quälereien kamen manche Kirchen, Klöster oder Priester um einen Teil ihres Grundbesitzes, gerieten in riesige Schulden, schwächere Seelsorger hörten ganz auf, da mit dem „Pastl“(durch Papierknick kaum leserlich) keiner hantieren konnte. Öfter ging diese wunderbare Besteuerung mehrere Jahre hintereinander, zumal wenn die Kriege lange dauerten. Es litt dabei natürlich das Volk gleichzeitig. Kam aber der Krieg gar in eine Gegend, dann war es Elend für Jahre hinaus. Die Hussiten- und Türkenkriege waren diesbezüglich schon erinnernswert. Tatsächlich hat während des Türkenrummels der Seelsorgerposten Pöbring aufgehört und wurde erst nach 260 Jahren wieder errichtet. Die älteste mir bekannte Fession von 1544 (Reichsarchiv Wien) bringt die klägliche Nachricht, dass Pöbring nur ein „Capellel“ sei, nur 10 Tagwerk Weingärten habe (diese sind erst im XXVIII. Jahrhundert weggekommen), 1 Wiese, d. i. die alte Zöchwiese, welche jetzt Kienberger hat und die 1798 von der Kirche wegkam. Bloß die Sammlung bestand mehr (nach Weiten schon, weil kein Priester mehr da war) und der Pfarrer von Weiten erhielt von der hiesigen Kirche für die Gottesdienste jährlich den elenden Lohn von 6 Schilling, also ¾ Gulden, ebensoviel sein Kaplan. Da aber 1463 hier der Priester leben konnte und jährlich bei 300 Messen hier las, 1544 aber nur mehr elende Reste von Vermögen da waren, so muß erst nach 1524, aber noch vor 1544 diese Umwandlung gewesen sein, d.h. während der Türkenkriege. Die größeren Poste Weiten, Minichreith etc. erhielten sich schon trotzdem, nur die letzten Ranges hielten die Heimsuchungen nicht aus. Natürlich hat Stift Vilshofen Pöbring immer besetzt, da von den Deputaten und den 12 Schilling und dem Pacht von 10 Tagwerk Weingärten (in Leiben oder Hart) und der Wiese weder Pfarrer noch Kirche 300 Tage lang zu erhalten waren. Während der Lutheranerzeit im XVI. Jahrhundert entstanden eine Reihe von Seelsorgerposten, d.h. die lutherischen Adeligen besetzten die alten verlassenen Posten mit luther. Priestern, die aber elend standen. Die Herren handelten mit ihnen ab wie mit Knechten und sie nahmen auch eine entsprechend unwürdige Stellung. Wert waren sie freilich auch nichts. Sie rekrutierten sich mit geringen Ausnahmen aus gewesenen Messnern, die sich lutherisch ausweihen ließen, aus davongelaufenen oder abgesetzten priestern etc. also klar, dass Leute von solcher Qualität auch mit einem Knechtslohn zufrieden waren und die schmähliche Behandlung von Seite ihrer Adeligen einsteckten als selbstverständlich. Die Folge war ein riesiger Mangel an ordentlichen kathol. Priestern eine schreckliche Zunahme an Sittenlosigkeit und Rohheit bei Hoch und Nieder. Zum Glück stand Weiten unter dem Stifte Vilshofen und doch bekamen die Lutheraner Macht. Die Regierung war nicht imstande, abzuhelfen. In Pöbring wurde der neue Glauben eingeführt durch Herren von Roggendorf in Pöggstall, denn die alten Herren von Pöbring waren schon längst ausgewandert ca. um 14001574 kam hieher ein lutherischer Pfarrer, dessen Name unbekannt ist. Der Schwindel dauerte nicht lange. 1577 kam ein 23. luther. Pfarrer hieher Andreas Kürstner, vorher luther. Pfarrer in Streitwiesen, hatte in Wittenberg selbst studiert. Auch der verschwand bald. In Weiten regierte zum Glück ein energischer Pfarrer Johann Greutter 1579-87 der trotz aller Quälereien von Seite der Herrschaften und Unterthanen sich alle Mühe gab, dem Erzherzog Ernestus selbst schrieb, er solle sich bemühen; nach 3-jährigem Prozesse siegte Weiten und 1581 war der luther. Pfarrer gegangen.

Die Meinung des Volkes, Pöbring sei zuerst ein luther. Tempel gewesen und dann erst katholisch, ist wie manches andere ein Blödsinn, da Luther erst 1517 auftrat. Pöbring war 7 Jahre lutherisch 1574-81. Das Eindringen der Lutheraner hatte schon 1528 in Weiten angefangen. Nach dem Aufhören des hiesigen kathol. Priesters um diese Zeit wurde festgesetzt, dass Weiten alle Sonn- und Feiertage hier den Gottesdienst abhalten solle (statt wie ehedem 300 Messen) jedoch bei den stets schmäleren Einnahmen verfielen die alten Abmachungen und 1544 beschwerten sich die Pöbringer, vor der Landeskommission , dass seit 3 Jahr keine Sonntagsmesse hier war. Freilich um 12 Schilling pro Jahr, d. i. 1 ½ fl konnte man wahrlich nicht viel fordern!! Heil. Blut, Streitwiesen war ebenfalls unbesetzt, Lach und Raxendorf hatten aber immer ihre Geistlichen. Der Lutheranismus hatte vielfach das Kirchen- und Pfarrgut ruiniert. Die Predigten und Schriften Luthers lauteten ähnlich den jetzigen Sozialdemokraten und waren zuerst aufs Kirchengut gemünzt. Der zahlreiche, vielfach arme Adel fiel jetzt ab, wurde lutherisch – aus Schufterei – um ein Recht zu haben, Kirchengüter zu fassen. Sie zogen also Pfarr-Kirchengünde in eigene Regie, ebenso die Stiftungen Zehmte etc. handelten mit irgend einem armen Teufel knechtartig um den Lohn ab, zahlten ihn ganz oder nach Belieben aus, jagten ihn auch schmählich fort, wenn er sein Geld wollte etc. Es waren schmachvolle Zustände. Bei der großen luther. Kirchenversammlung in Stadthorn, dem Hauptneste der neuen Sekte kamen großartige Mißstände an den Tag. Alle Pastoren und zahlreiche Adeligen erschienen und die „Herren luther. Pfarrer“ wurden alle geprüft. Es zeigte sich unter den Herren eine unglaubliche Unwissenheit und Armut. Viele hatten keine Ahnung vom Luthertum oder Katholizismus. Viele waren überhaupt nicht studiert, hatten also nicht einmal die Vorbildung, denn in der kurzen Zeit hatte man allen Schund aufgenommen und ausgeweiht. Verheiratet war jeder, das schien ihnen das Wichtigste, viele führten gar keine Matriken jahrelang, manche lasen Jahr und Tag kein Gebetbuch, hielten keinen Gottesdienst, wußten nicht einmal das Lossprechungsgebet in der Beicht, absolvierten aber trotzdem haufenweise zugleich, d.h. ohne separate Beichte, einer erschien in Armut in zerlumpten Priestergewand, der Pastor von Artstetten klagte, daß ihm die Herrschaft seit 2 Jahren seine 10 fl Lohn nicht zahlte etc. etc. Diese Konferenz in Horn war moralisch vernichtend für die Pastoren und den Adel. Der Examinator war so enttäuscht über den Zustand von Rohheit, Elend und Unwissenheit, daß er sofort aus Oesterreich auswandern wollte, der Adel beschwor ihn zu bleiben.

Spätere Folge war der Bauernkrieg 1597, wo die Bauern über den Adel gingen, so wie sie vordem dem Adel halfen, die Kirchengüter stehlen. Minichreith war ein Hauptpunkt der Rebellen. Unsere Pfarre war vertreten durch Kilian Schmid aus Schwarzau, einen betrunkenen Lumpen. Bekanntlich endete der Krieg mit dem Siege des Adels. Der Graf v. Litschau als kaiserl. Heerführer drängte ihre wilden zuchtlosen Scharen, denen eigentlich ums Stehlen u. Brennen zu tun war, immer weiter und auf dem Steinfeld bei St. Pölten erlitten sie eine totale Niederlage. Ihr Anführer, der Schullehrer Neuhauser gab sich selbst den Tod während der Schlacht. Die Rädelsführer wurden in Wien, St. Pölten, Horn, Zwettl qualvoll hingerichtet. Hunderte von Bauern für ihre Untaten mit ausgestochene Augen und abgeschnittenen Ohren etc. heimgeschickt und das Elend war ärger denn ehe. Das gestohlene Kirchengut rächte sich. Damals wurde auch der Räuber Schinderhannes gefangen und der Prozess in Horn brachte das unerhörte Ergebnis, daß er und seine Kollegen 745 Morde auf sich hatten. Das Untier wurde gerichtlich in 4 Teile lebend auseinandergerissen, die Kollegen endeten ähnlich. Er starb aber couragiert. Die Lehre Luthers, die besitzenden Klassen zu berauben und gemeinsam zu teilen, brachte derartige Früchte und Folgen. Rückfälle waren aber auch später. Stift Vilshofen verpachtet aus Not die Pfarre Weiten samt Zubehör gar an den Burgherren v. Mollenburg, dieser nahm Kapläne auf und zahlte, steckte aber das andere ein. 1611 dieser Kaplan hielt keinen Kooperator und spielte sich aufs Luthertum hinaus. 1617 wurde der wunderbar Pacht erneuert. Erst ca. nach 1621 nahm das Stift die Pfarre wieder heim. Währen des 30jähr. Krieges kehrte die Hetze mit den Lutheranern wieder. Die Pöggstaller Herrschaft 1626 stellte nach Pöbring neuerlich einen luther. Pastor her, der von der Stola und den Deputaten lebte. Der jetzige Pfarrhof, damals herrschaftlicher Schüttkasten wurde repariert und darin wohnte der Lutheraner und hielt hier Gottesdienste, ebenso hatte er den Kirchturm in Besitz. Die Kirche selbst war von Weiten ausgesperrt. Die Kirche war in elendem Baustande. Die große Pfarre Weiten hatte damals 2000 Seelen aber nur 200 Osterbeichtleute. Für jene Zeiten ein unerhörter Glaubensmangel. Die Herrschaft Mollenburg steckte den Weitenerzehmt ein, der Vikar (also Pfarrer) hatte nur Stola und Sammlung. Der Schullehrer in Pöbring war lutherisch, wurde dann kathol. und hetzte nicht wenig (als kathol.) gegen seinen Chef den Pfarrer in Weiten. 1648 Kommission. Die Pöbringer klagen, daß sie jährlich nur 5-6 mal Messe kriegen, sie wollen wie vorher jeden dritten (Sonntag) Gottesdienst. Das geschah später wirklich wieder bis 17841654 waren arge Streitigkeiten gegen den neuen Pfarrer in Weiten. Man zeigte ihn an, daß er in Pöbring vor Rausch das hl. Blut aus dem Kelch schüttete etc. Bei der Untersuchung stellten aber die Dorfrichter von Pöbring, Beierstetten, Schwarzau, Scheiderndorf, Hart und Nussendorf gutes Zeugnis aus. Jedoch halfen Herrschaft und die Weitener zusammen und am Ende mußte der Pfarrer 1657 wandern um Ruhe zu kriegen. Es waren nämlich heimliche Anhänger Luthers noch immer genug. 1663 war der Besitz der Kirche Pöbring an Geld und Gut geschätzt 30 Gulden, also ärmlich beisammen. Das Besitztum der Kirche ist aber in jenen Zeiten, mir unbekannt, wie und wann gewachsen. Kirche besaß laut den im hies. Pfarrarchive vorliegenden Lehensurkunden von 1663 5 Tagwerk Weingärten in Hart, genannt Airer, 1668 8 Tagwerk Weingärten im Kirchengraben zu Leiben. 1668 war die Kienbergerwiese um 9 Schilling verpachtet. 1703 die letzte Lehensurkunde. Diese Weingärten sind im 18. Jahrh. unbekannt wie und wann weggekommen, jedoch noch vor 1773 und vor 1762, da sie in den seither vorhandenen Rechnungen nimmer vorkommen. Die alte Zöchwiese war (wie der Name sagt) von jeher Kirchengut. Der Name „Kaswies“ stammt nicht daher, daß sie einst in Hungersnot um ein Käselaibl verkauft wurde, sondern offenbar lastete in ältester Zeit ein sogenannter Käsedienst darauf, d.h. jährlich an die Grundherrschaft 1 Käselaib zu reichen! Da die hierüber wahrscheinlich Aufschluß gebenden Pöggstaller Urbarien in Krems liegen, habe ich keinen Einblick. Im Urbare Artstetten 1691 finde ich sie nicht. Außerdem besaß die Kirche noch mehrere Gründe. In ältesten Zeiten bestand kein Friedhof, siehe 1463 und daher liegen auch die 2 Pöbringer Ritter + 1384 und 1388 in Weiten. Während der Lutherzeit wurde wahrscheinlich der Friedhof errichtet, jedoch von Weiten aus nicht gern gesehen. 1724 wurde von den Fritzelsdorfer Unterthanen auf Befehl der Herrschaft die Friedhofmauer gebaut und angeschüttet. 1726 verbot das Kresistorium hier zu beerdigen. Meine Untersuchungen über diesen Punkt sind noch nicht abgeschlossen, daher die Sache nicht ganz klar. 1741 wüster Prozess zwischen Herrschaft Artstetten und Pfarrer von Weiten, da der Graf eine Pfarre neu stiften wollte und sowohl er als die Leute Opfer bringen wollten. Diese sehr interessanten aber widrigen Akten beweisen, daß Stift Vilshofen sich des eigenen Vikars (Pfarrers) mit heillosem Eifer annahm, um die Pfarreinkünfte zu retten. Bei dem Mangel an fixem Gehalt, bedeutete jede Gebietslostrennung einen Schaden. Der Graf verlor. 1758 mißglückte ein neuer Versuch. 1759 kam eine große Erleichterung. Nussendorf, Fritzelsdorf, Hart, Hasling kamen von Weiten weg nach Artstetten (seit 1718 Pfarre). Kaiser Josef stiftete bekanntlich eine Unzahl Seelsorgestationen zur besseren Bequemlichkeit des Volkes mit Gewalt. Über sein Vorgehen erwähne ich nichts. 1784 begann Pöbring endlich selbständig zu werden als Lokalie und ist seither immer besetzt. 1891 wurde es mit Regierungsbewilligung wirkliche Pfarrei, 15. April.

N o t a.

Vom Jahre 1000-1328 waren also in Weiten wirkliche selbständige Pfarrherren. Die Ausdehnung der Pfarre anfangs riesenhaft. Die Behauptungen der Fachgelehrten 1. Ranges habe ich seit 1895 widerlegt. Die älteste Westgrenze war nicht Oberösterreich, sondern die große Jsper; Raxendorf kam nicht 1200 von Kottes hieher sondern war stets Filiale etc. Die genauen Resultate und Beweise sind im Memorabilienbuche genau. Es gehörten also anfangs nach Weiten: Raxendorf, Heiligenblut, Pöggstall, Martinsberg, Pischingleimbach, Minichreith, Altenmarkt, Gottsdorf, Persenbeug, Marbach, Artstetten, Emmersdorf, Ebersdorf, Laach etc. ca. 500 Quadratkilometer. Diese ungeheure Distanz zwang frühzeitig zur Trennung. Die Gründung der großen Pfarre Münichreith 1144 wurde bereits von Fachmännern bezweifelt, aber durch mich urkundlich nachgewiesen, daß sie vorher schon frei wurde und Eigentum der Passauer Bischöfe war und 1144 ans Stift Nikola kam, Trennung 1140 der großen Pfarre Martinsberg, die das Nordgebiet erhielt, ungefähr in jener Zeit Trennung von Gottsdorf. Dadurch waren riesige Stücke weggekommen. 1328 wurde mit päpstl. Bewilligung der Pfarrer in Weiten aufgehoben und eigentlicher Pfarrer der Bischof selbst und von 1328-1804, also ½ 1000 Jahre waren nur Vikare in Weiten, welche aber naturgemäß als Pfarrer angesprochen wurden, seit 1432 hatte Stift Vilshofen durch Schenkung dieses Recht erhalten. Die Priester an den Filialen z.B. Pöbring waren also nie echte Pfarrer, sondern vom Vikar in Weiten bestellt, also Untervikare, wurden aber vom Volk als Pfarrer angesehen und behandelt. Obwohl Pöbring lange Jahre unbesetzt war blieb es urkundlich noch immer ausdrücklich mit dem Titel Pfarrei, als uralte Erinnerung, daß einst einer faktisch hier war. Die hiesige Seelsorgestation war also, um den Inhalt zu geben, mindestens von 1463 – circa 1524 besetzt mit etwa 300 Jahresmessen, von da bis ca. etwa 1541 nur mehr ca. 70 Sonntagsmessen und die Hochzeiten, d. i. Ostern, Pfingsten und Weihnacht von Weiten aus, aber kein Geistlicher hier; 1541-44 gar nichts mehr. 1574-81 luther. Pastoren, nachher wieder um 1626 lutherisch, dann jeden 3. Sonntag Gottesdienst. Zu Ende des 30jähr. Krieges wieder nachlässig später bis 1784 geordnet jeden 3. Sonntag. 1779-83 gehörte durch Teilung Pöbring, Schwarzau, Trenk, Eichs und Baierstetten, Oberndorf nach Artstetten und die Sammlung ging auch dahin, der Rest nach Weiten. Mit 1784 endlich ganz frei, aber die Sammlungen bis 1875 nach Artstetten und Weiten. Die Stola mußte leider auch nach Artstetten geliefert werden, somit war Pöbring lange hindurch mit 350 fl und etlichen Messen kein glänzender Posten. Später änderte sich das mit dem neuen Zeitgeiste.

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Karl Walchshofer

Im Mai 2016 verstorben

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