Schon vor, aber speziell nach der Jahrtausendwende überschlugen sich die Ereignisse. Zuvor gab es schon Mobilfunk für Telefonie, kurz Handy genannt. Damit konnte man sprechen und „simsen“, sogenannte short messages (SMS) absetzen, von Internet aber noch keine Spur. In einer Veranstaltung an der Donau-Uni Krems im Jahr 2003 anlässlich der Initiative des Landes NÖ „Breitband für das weite Land“ meinten Experten, Internet über Mobilfunk werde es wegen der zu geringen „Bandbreite“ (ein Ausdruck aus dem Funkwesen) nie geben. Welch Irrtum, wie wir heute wissen.
NÖ hatte nach gewissen Kriterien (vor allem Wirtschaftsbetriebe mit ATUnummer) 1000 Standorte vorgesehen und auch Pöbring war dabei. Wavenet, eine Firma, die damals zur jeweiligen Hälfte der EVN AG und Siemens gehörte, bekam den Auftrag und das Geld, dieses Netz auszubauen. Für den Standort Pöbring wurde am Gittermasten im „Weitfeld“ zwischen Payerstetten und Gh Hirsch eine Abspannung errichtet, die Straße durchbohrt und ein Kabel über die Holzmasten am Pöbringer Friedhof vorbei bis zur Wegkreuzung nach Hart, dann hinein nach Pöbring, am Hause des einzigen damaligen Anschlusswerbers Kipperer vorbei bis nach Dölla zum Gittermasten beim Haus Gundacker verlegt und aufghängt. Ich erfuhr von dieser Aktion kurz vor Jahresende 2003 beim „Aichautreffpunkt Kernstock“ in Payerstetten. Damals dachte ich, alles ist vorbei. Ich hatte zuvor nämlich bei wavenet beantragt, den Versorgungsort Pöbring gegen Aichau zu tauschen, wurde aber als damaliger Privatkunde abgelehnt. Dann fuhr ich zur zuständigen EVN-Dienststelle nach Kleinpöchlarn und fragte den Leiter DI De Martin, welche Möglichkeiten es gäbe. Er zeigte mir am Computer das Höhenprofil zwischen Dölla und Aichau und meinte, der Sender wird ja etwas höher am Masten montiert werden und es könnte sich über die Hügel bei Dölla und Aichau „ausgehen“. Ich heim, aufs Dach gestiegen, nach Dölla gefahren, das Fernglas genommen, geschaut und fotografiert. Im Jahr davor hatte Kieninger aus Leiben seinen Wald in Aichau mit dem Harvester geschlägert und damit war die für den Funk erforderliche direkte Sichtverbindung gegeben. Das erste Glück.
Ob wir aber auch einen Sender für Aichau bekommen, das war damals noch nicht sicher.
Im Juli und August 2004 wurde jedenfalls die Schmutzwasserkanalistion errichtet und die Leerverrohrung mitverlegt. Die Verbindungen und Verzweigungen habe ich gemacht und gehofft, dass dann die Glasfasern darin eingeblasen werden können. Die werden wirklich mit Druckluft verlegt, irgendwie vergleichbar mit den Stromkabeln und der Einziehfeder, nur eben anders herum. Im Mai 2005 war es soweit und alles hat gepasst. Das zweite Glück.
Zuvor im April kam schon die Zusage von wavenet und ich habe den Anschluss für Aichau alleine mit dem Sender/Empfänger (Bridge) auf meinem Rauchfang montiert, benützen können.
Die zwischenzeitlich aufgetretenen Probleme mit Verbindungen, Ausfällen, Überschreitung des Datenvolumens wollen wir hier geflissentlich vergessen. Jedenfalls war und ist Aichau eine der ganz wenigen genossenschaftlich und gemeinschaftlich mit „Breitbandinternetz“ zu 100% versorgten Ortschaften dieser Welt. Wenn nicht gar die einzige. Aichau ist eben anders. Unser aller Glück.
Karl Walchshofer
Im Mai 2016 verstorben