Die Angerlacke

Als Kinder wurden wir von unseren Eltern immer vor der Gefährlichkeit der Angerlacke gewarnt, dort in der Ecke beim Nussbaum wäre früher ein Brunnen gewesen, in dem man ertrinken kann. Wir scheuten tatsächlich diese Ecke und rutschten auf dem Eis nur in dem Bereich, wo früher eine Furt durch die Lacke war. Diese Schrägen sind schon längst abgekommen, früher waren sie vermutlich eine Durchfahrt für die Pferdeschwemme.

Die Geschichte mit dem Ertrinken hat wie viele Sagen und Legenden einen historischen Hintergrund. In der Angerlacke ist tatsächlich früher wer ertrunken.

Im Totenbuch der Pfarre Pöbring ist Folgendes vermerkt: Am 13. Juni 1856 starb Joseph Frank, Aichau Nr. 6, Sohn des Philipp Frank und der Theresia, geborene Langthaller aus Pömling. Im gerichtlichen Beschauzettel des Dr. Bloch aus Leiben steht als Todesursache „Stickfluß in Folge zufälligen Ertrinkens“. Die Beerdigung erfolgte am 16.6. am „hiesigen Gottesacker“ und, wie der Pfarrer noch hinzufügte, gratis.

Eine weitere Eintragung ist auch noch interessant. „Hat als Noncommunicans erst am 26. May d.J. seine heilige Beichte abgelegt, wurde todt aus dem Wasser gebracht“. Wenn man in Medizinbüchern unter Noncommunicans nachschlägt, kommt man sogleich auf Hydrocephalus, also Wasserkopf. Diese Krankheit war damals natürlich noch unheilbar und steht gar nicht so selten als Todesursache in den Sterbebüchern. Die letzten Frank in Aichau hatten keine Nachkommen und so wurde das Haus 1912 verkauft. Herr Alois Wimmer hat mir einmal erzählt, dass den Verkauf ein sogenannter „Häuserzerreisser“ abgewickelt hat. Teile der Wirtschaft wurden zuvor verkauft, bevor sich der neue Besitzer den Rest leisten konnte. In meinem Elterhaus gab es früher, vor der Flurbereinigung einen „Frankacker“, dessen Name wohl aus dieser Zeit stammen dürfte.

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Karl Walchshofer

Im Mai 2016 verstorben

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